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Warum Anime christiliche Symbole verwenden

Von Kreuzen und Flügeln – Biblische Bezüge in Anime

  • Aktualisiert: 06.06.2023
  • 14:30 Uhr
  • jebu
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© © KATSURA HOSHINO/SHUEISHA,TV TOKYO,DENTSU,TM

Die sieben Todsünden, der ewige Kampf zwischen Engeln und Dämonen, sanftmütige Nonnen und zwielichtige Priester. In japanischen Anime-Serien tauchen immer wieder religiöse Bezüge zum Christentum in Form von Symbolen, Figuren oder moralischen Herausforderungen auf. Wir beantworten, woran das liegt und zeigen euch einige häufig zitierte Motive.

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Christentum in Japan

Auf den ersten Blick mögen biblische Referenzen in Anime überraschend erscheinen – schließlich ist Japan nicht gerade als christliches Land bekannt. Tatsächlich bekennt sich gerade einmal ein Prozent der japanischen Bevölkerung zum Christentum. Woher rührt also die große Vorliebe für dessen Symbole?

Einen ersten Ansatzpunkt auf dieser Suche bietet uns ein Blick in die japanische Geschichte. Denn das Christentum ist in dem Inselstaat keine gänzlich neue Religion: Der erste europäische Missionar betrat Japan schon im Jahr 1549. Und auch wenn das Christentum dort zwischenzeitlich für über 250 Jahre offiziell verboten war, hinterließ es dennoch bleibende Spuren in der japanischen Kunst und Literatur.

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Der Reiz des Exotischen

Die Gründe dafür sind vielseitig; ein bedeutender Faktor dürfte aber schlicht in der exotischen äußeren Erscheinung des Christentums liegen. Genauso wie wir Europäer auch andere Länder als "fremd" einstufen und von deren andersartiger Kultur fasziniert sind, so wirkt das Christentum aus japanischer Sicht fremd und geheimnisvoll. Und so wie wir uns beispielsweise eine Buddha-Statue in unsere Wohnung stellen, weil wir sie ästhetisch ansprechend finden, so spielen auch die japanischen Animatoren mit der Darstellung von Kreuzen, Engeln und Priestern oder biblischen Konzepten wie der Vergebung der Sünden. Die biblischen Elemente werden dabei in den wenigsten Fällen korrekt, beziehungsweise im richtigen Kontext dargestellt. Vielmehr sollen sie dazu dienen, die Zuschauer neugierig machen.

Aus erzählerischer Sicht bietet sich das Christentum dazu hervorragend an: Kirchen, Nonnen und Heiligenfiguren haben einen ästhetischen Reiz; sie verpassen dem Anime einen mystischen Look. Biblische Themen wie Erlösung oder der ewige Konflikt zwischen Gut und Böse sprechen zudem viele Menschen an. Außerdem bildet das Christentum mit seiner umfangreichen Mythologie und Unmenge von Bibelgeschichten einen reichhaltigen Fundus an Inspiration für Anime-Macher. Warum sich komplexe Charakter-Arcs oder moralische Dilemmata selbst ausdenken, wenn man sie auch einfach aus der Bibel entlehnen kann? Und nicht zuletzt ist Japan auch dafür bekannt, sich immer wieder brauchbarer Elemente aus anderen Kulturen zu bedienen und diese an den eigenen kulturellen Kontext anzupassen. Aus diesen Gründen finden sich Engel und Dämonen, Bibelzitate oder Kreuze immer wieder in unserem Lieblingsmedium.

Oberflächliche ästhetische Anleihen

Grundsätzlich lassen sich bei der Darstellung religiöser Bezügen zwei Arten von Anime ausmachen. Die Ersteren greifen bestimmte biblische Elemente einfach aufgrund ihrer visuellen Ästhetik heraus, also weil es "cool" aussieht. Solche Referenzen werden meist nicht in einen breiteren Kontext eingeordnet.

Ein gutes Beispiel dafür ist die beliebte Shōnen-Serie "One Piece". Deren Figur Bartholomäus Bär hält in fast jeder Szene, in der er auftritt, eine Bibel (oder zumindest ein Buch mit einem Kreuz auf dem Einband) in der Hand, obwohl deren Inhalte in One Piece überhaupt keine Rolle spielen. Noch dazu ist Bärs Jacke mit einem großen Kreuz versehen. Im 90er-Jahre Klassiker "The Vision of Escaflowne" besitzt Märchenprinz Van Fanel engelsgleiche, weiße Flügel mit denen er imstande ist zu fliegen. Erklärt wird das in der Serie damit, dass Van ein Nachkomme der Bewohner von Atlantis ist.

Eine weitere Serie mit christlichen Elementen ist "Trigun", deren Welt Gunsmoke sich in am amerikanischen Wilden Westen orientiert. Entsprechend wimmelt es hier nur so von Kopfgeldjägern und Gesetzlosen. Genau vor diesen ist Hauptfigur Vash auf der Flucht, denn auf seinen Kopf ist eine Belohnung von 60 Milliarden Doubledollar ausgesetzt. Während seiner abenteuerlichen Reise trifft Vash auf den Priester Nicolas D. Wolfwood, der ein riesiges Kreuz namens Punisher mit sich herumschleppt. Entgegen der Erwartungen an einen Mann der Kirche ist Wolfwood alles andere als friedfertig: Das Kreuz dient ihm gleichsam als Waffe und als Waffenschrank.

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Das tragende Element

Andere Serien bauen wiederum ihre ganze Welt und Handlung auf religiösen Bezügen auf. Ein besonders bekanntes Beispiel dafür bildet die Serie "Neon Genesis Evangelion" von 1995, die das Evangelium schon im Namen trägt. In "Evangelion" wird die Menschheit von mysteriösen, Engeln genannten Wesen bedroht. Diesen setzen die verbliebenen Menschen die namensgebenden Evangelions entgegen, riesige Kampfroboter, die von Jugendlichen wie Shinji Ikari gesteuert werden. Die Serie bedient sich an zahlreichen christlichen und jüdischen Motiven: So tragen die Engel allesamt Namen aus dem Alten Testament, drei Supercomputer heißen Caspar, Melchior und Balthasar und überhaupt wurden alle Ereignisse der Serie schon in den jüdischen Qumran-Schriftrollen vorhergesagt.

Ein weiteres Beispiel für biblische Symbolik bildet die Serie "D.Gray-Man", die sich mit dem Thema Exorzismus, also Teufelsaustreibungen auseinandersetzt. Protagonist ist der junge Allen Walker, der gemeinsam mit anderen Mitgliedern seines Schwarzen Ordens den bösen Millennium Grafen aufhalten muss. Denn dieser verwandelt verstorbene Menschen in sogenannte Akuma, zu Deutsch Teufel. Nur wer über eine angeblich von Gott gesandte Waffe namens Innoncence besitzt, kann sie bekämpfen. Allen hat nicht nur ein Innocence, sondern auch ein vom Gegenspieler verfluchtes Auge, mit denen er die gefangenen Seelen der Akuma sehen kann. so ist für Allen, anders als für andere Exorzisten, der Konflikt nicht nur Schwarz-Weiß. Die Serie seht ihr ab dem 9. Juni bei uns auf ProSieben MAXX in der Anime Night.

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Und auch "Blue Exorcist" handelt – wen dürfte es bei diesem Namen auch überraschen – von der Praxis der Teufelsaustreibung. Dabei ist Hauptfigur Rin Okumura eigentlich der leibliche Sohn des Dämonenherrschers Satan. Doch entgegen seiner Bestimmung, ein Teufelsdiener zu werden, wächst Rin bei dem Priester und Exorzisten Shirō Fujimoto auf und entschließt sich, seinem bösen Vater einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Die kultige Ecchi-Serie "Highschool DxD" macht Hauptcharakter Issei Hyodo dagegen kurzerhand zum Dämon, der fortan für seine Herrin Rias Gremory in einem Konflikt zwischen Engeln, gefallene Engeln und Dämonen mitkämpfen muss. Der echte Gott ist im Highschool DxD-Universum schon lange tot, seitdem schmeißt Erzengel Michael den himmlischen Laden. Erstaunlicherweise liegt sowohl den Engel als auch den Dämonen an einem friedlichen Miteinander, weil bei einem Krieg zu viel kaputt gehen würde. Als wäre all das noch nicht genug neue Information für Issei, stolpert auch noch die tollpatschige Nonne Asia Argento in sein Leben. Die Serie bedient sich zusätzlich auch an der nordischen Mythologie.

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